Am vergangenem Mittwochabend hatte der Deutschleistungskurs von Frau Goldammer die Chance das Theaterstück „Woyzeck“ zu sehen. Vor dem Stück traf sich ein Teil des Leistungskurses schon 17:00 Uhr auf dem Marktplatz um einen interessanten und informierenden Vortrag einer Mitschülerin über den historischen Woyzeck sich anzuhören. Im Anschluss daran ging der kleine Teil des Leistungskurses gemeinsam im Alex essen um sich über ihre Gedanken gegenüber des Stückes auszutauschen und um gemeinsam Zeit zu verbringen, bevor sie das eigentliche Stück sehen werden.

Nach dem wundervollem Vortrag über den historischen Franz Woyzeck und natürlich auch dem Essen, wurde es Zeit zum Schauspielhaus Leipzig zu gehen, um das Stück 19:30 Uhr pünktlich zu sehen. Vor dem Theater versammelte sich eine große menge von Menschen, die genauso wie wir auf das Theaterstück warteten. Als wir dann alle unsere Plätze nahmen und die Show begann, wurde es spannend: Mitten in der Aufführung passierte ein unerwartetes Ereignis: Ein Feueralarm unterbrach das Stück. Was zunächst wie ein ernsthaftes Problem wirkte, stellte sich schnell als technisches Missverständnis heraus – die Nebelmaschine hatte den Alarm ausgelöst. Nach kurzer Verwirrung und einer erneuten Platzsuche konnte die Aufführung wieder aufgenommen werden.

Ein Highlight des Abends waren die live gespielte Musik und die Hintergrund Geräusche, die das Stück begleiteten. Ein Mann am Klavier und eine Frau, die zunächst ein Lied sang und später die Trommeln spielte, schufen eine unheimliche und fesselnde Atmosphäre. Besonders die unerwarteten und lauten Trommelschläge zwischen den Szenen sorgten immer wieder für Erschrecken im Publikum.

Jede Szene des Stücks war eigenartig. Interessant war, dass das Theaterstück mit der letzten Szene begann und spulte dann die Ereignisse zurück. Diese künstlerische Entscheidung sorgte für Verwirrung, aber auch für Spannung. Die erste Szene nach dem Rückspulen war dem Originalwerk von Georg Büchner sehr nah und bot einen interessanten Einblick in Woyzecks Gedanken, besonders durch die Halluzinationen, die er erlebte, die durch klopfen an Türen dargestellt wurden.

Die Marktszene, war laut und verwirrend. Ein merkwürdiger und unheimlicher Charakter mit einem roten Ballon trat auf und erinnerte stark an den Clown aus dem Buch und dem Film „Es“. Die Darstellung des Hauptmanns, der von Woyzeck rasiert werden sollte, war ebenfalls bemerkenswert. Der Hauptmann wurde paranoid und ängstlich dargestellt, der ständig angst von der Zeit hatte, was hervorragend umgesetzt war.

Eine weitere interessante Szene war die mit dem Tambourmajor und Marie. Auffällig war, dass Marie im gesamten Stück schwanger dargestellt wurde, obwohl sie im Buch bereits ein Kind hatte. Außerdem merkte man besonders in einem Monolog von ihr, in dem sie erst liebevoll mit ihrem ungeborenen Kind sprach und dann plötzlich ausrastete und es anschrie, dass sie möglicherweise auch an mentalen Problemen leiden könnte.

Die Szenen mit dem Doktor waren intensiv und sehr gut dargestellt. Anders als im Buch hatte der Doktor hier mehrere Assistenten oder Kollegen , die alle weiße Uniformen und teilweise schwarze Latexhandschuhe trugen, was an klassische Darstellungen von „bösen“ Ärzten erinnerte. Diese Darstellung unterstrich die unethischen und grausamen Methoden des Doktors, wie zum Beispiel die Erbsen-Diät.

Die toxischen Beziehungen zwischen Woyzeck und den anderen Charakteren, insbesondere dem Doktor und dem Hauptmann, wurden eindrucksvoll inszeniert. In den Szenen mit Andres wurde deutlich, wie Woyzeck immer mehr Stimmen hörte, während Andres zunehmend verstört war und ihm keine Unterstützung bot.

Marie betrügt Woyzeck mit dem Tambourmajor, der im Stück jedoch eine weniger zentrale Rolle spielt als im Buch. Immer wieder tauchte die unheimliche Figur mit dem roten Ballon im Hintergrund auf, was für anhaltende Spannung im Publikum sorgte. Bis zum Ende blieb unklar, wer diese Figur eigentlich war.

Nachdem Woyzeck von Maries Affäre erfuhr, wurden seine Halluzinationen und die Stimmen in seinem Kopf immer lauter. Maries Abneigung gegenüber Woyzeck wurde besonders deutlich, wenn sie nach seinen Besuchen ihre Abscheu zeigte. Die unheimlichste Szene war, als die mysteriöse Figur endlich sprach und ihr Ballon platzte – ein symbolischer Moment, dessen Bedeutung im Publikum unterschiedlich interpretiert wurde.

Am Ende des Stücks entscheidet sich Woyzeck, Marie zu töten. Trotz seiner tief verwurzelten Liebe zu ihr zögert er, doch letztendlich sterben beide. Die letzte Szene, in der viel Blut von oben auf die Bühne floss und die Ärzte durch das Blut kriechend eine Rede hielten, war schockierend und erinnerte stark an die Stelle im Buch, in der Woyzeck gefragt wird, warum er blutbefleckte Kleidung trägt.

Damit endete auch das Theaterstück und als alle Schauspieler und Schauspielerinnen wieder auf der Bühne erschienen applaudierte und pfiff das Publikum mit viel Begeisterung und Anerkennung für die beeindruckende Leistung von den Schauspielern sowie den zwei Leuten, die für die Hintergrundgeräusche verantwortlich waren.

Insgesamt hinterließ das Theaterstück einen tiefen Eindruck bei allen Zuschauern. Die Mitschüler, mit denen ich gesprochen habe, fanden das Stück aufgrund der intensiven visuellen und auditiven Darstellungen von Woyzecks Halluzinationen und der Szene, in der er sich in einem Raum mit vielen weißen Türen befand und plötzlich alle Charaktere durch die Türen rannten und schrien, sogar etwas traumatisch. Diese cinematische Inszenierung war jedoch gleichzeitig herausragend. Die Umsetzung von Woyzecks Gedankenwelt war perfekt und äußerst beeindruckend – etwas, das nur wenigen Inszenierungen gelingt.

Jasmin Turyani, Klassenstufe 11

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