Das Hannah-Arendt-Gymnasium Markranstädt wurde im September mit dem Titel „Digitale Schule“ ausgezeichnet. Im Rahmen dieser Ehrung hat sich Herr Roschlau bereit erklärt, über seine umfassende Erfahrung in der Integration digitaler Technologien im Unterricht zu berichten und uns einen Einblick in die Welt der digitalen Bildung zu geben.

In den letzten Jahren hat sich die digitale Schule zu einem wichtigen Thema entwickelt und wir sind gespannt darauf, mehr darüber zu erfahren, wie digitale Technologien den Unterrichtsbetrieb in unserer Schule und darüber hinaus beeinflussen wird.

Frau Goldammer:

Herr Roschlau, wir freuen uns, dass Sie heute hier sind und mit uns über Ihre Erfahrungen und Perspektiven sowie über die Ehrung „Digitale Schule“ sprechen. Lassen Sie uns also direkt in das Thema eintauchen: Welche Bedeutung hat Digitalität an Schulen im Allgemeinen?

Herr Roschlau:

Ja, da wir fangen jetzt schon ganz schön groß an. Digitalität wird heute als digitale Kultur an Schulen bezeichnet und ihr Zweck liegt im Allgemeinen darin, den Schulunterricht moderner, flexibler, ich würde auch sagen, individueller für die Schüler zu machen. Ich denke, dass im Rahmen des Digitalpaktes viel in Form der technischen Ausstattung geschaffen wurde. Auf der anderen Seite sind wir jetzt auch in der Verpflichtung, diese neugeschaffenen Möglichkeiten vernünftig zu nutzen. Das heißt, wir müssen noch an den methodischen Dingen schleifen und an den fachlichen Kenntnissen arbeiten. Wenn ich dies nun konkret auf unsere Schule hinunterbreche, werden wir das angehen, indem wir im Januar den pädagogischen Tag unter das Motto „Digitalität“ stellen. Mit einer Reihe von Workshops wollen wir hierbei die Lehrer zielgerichtet weiterbilden.

Frau Goldammer:

Insgesamt 12 Schulen aus Sachen wurden vom Kultusministerium und dem Vorstandsvorsitzenden von MINT Zukunft e.V. und Harald Fisch, Vorstand „MINT Zukunft schaffen!“ als “MINT-freundliche Schule” und/oder “Digitale Schule” ausgezeichnet. Was überzeugte die Jury davon, dass das Gymnasium Markranstädt eine digitale Schule darstellt?

Herr Roschlau:

In Leipzig und Umgebung haben vier Gymnasien diese Auszeichnung erhalten.

Jede Schule muss aktiv präsentieren, was sie in dem Bereich an Erfolgen erzielt. Wir haben alle Kriterien erfüllt, die für diese Auszeichnung oder für diesen Titel nötig sind, weil wir schon viel in dem Bereich der Digitalität tun. Wie ich gerade erwähnt habe: die technische Ausstattung ist in unserer Schule ziemlich gut. Wir haben in vielen Räumen interaktive Tafeln, mobile Endgeräte für alle Lehrer, und iPads für die Schüler. Wir verwenden diese Angebote im Unterricht und man sieht auch, dass die Schüler zunehmend diese Technik und diese Methoden einfordern. Bei vielen Lehrern ist die digitale Technik ein essenzieller Bestandteil ihres Unterrichts geworden und eine Bereicherung des didaktischen Werkzeugkastens.

Beispiele meiner persönlichen Erfahrungen sind zwei Besondere Lernleistungen (BELL), die ich in den letzten Jahren betreut habe. Hier haben sich Schülern mit besonderen Fähigkeiten in diesem Bereich entwickelt und waren in der Lage, gepaart mit Fantasie und Zielstrebigkeit, wissenschaftlich im Bereich der „Digitalität“ zu arbeiten. Auch der starke Zulauf in der Robotik AG, in der mit den verschiedensten Geräten: Robotern und Computern experimentiert und programmiert wird, macht mich zuversichtlich. Das alles schafft ein Klima von digitaler Kultur und das Bewusstsein, dass der bewusste Umgang mit Technik jetzt zum Schulalltag gehört.

Frau Goldammer:

Die Auszeichnungen sind drei Jahre gültig. Warum sind denn die Auszeichnungen nur drei Jahre gültig?

Herr Roschlau:

Das Gremium möchte, dass die Schulen an ihrer Entwicklung arbeiten und eine Perspektive für die „Digitale Kultur“ entwickeln. Mir wurde auch gesagt, dass es einige Schulen gegeben hat, die den Titel nicht weiterführen konnten.

Frau Goldammer:

„Die Stärkung von Bildung in der digitalen Welt ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.“, sagt das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Würden Sie diesem Zitat zustimmen? Wenn ja, warum?

Herr Roschlau:

Ja, das ist natürlich klar. Wir sind hier ja kein luftleerer Raum. Eine Schule liefert nur einen Teil der Bildung und Erziehung der Kinder. Wir haben nicht nur das Ziel, dass sie diese Technik bedienen können, sondern sie vernünftig verwenden. Einerseits bedeutet dies, dass die Schüler in der Lage sein sollen, zielgerichtet Technik zu nutzen und sich somit die Frage stellen: Welche Tools, Programme oder Geräte verwendet ich und wie gehe ich mit den Ergebnissen um? Andererseits sollen sie das über das Internet erworbene Wissen oder Informationen, die von KI-Tools erstellt wurden, auch bewerten und verifizieren können. Erst wenn sie dazu in der Lage sind, haben sie eine gewisse Medienkompetenz erlangt.

Frau Goldammer:

Die Definition von Digitalisierung ist nicht eindeutig, sondern hat mehrere Bedeutungen. Zum einen bedeutet Digitalisierung die Umwandlung von analogen Werten oder Informationen in digitale Formate, die von digitaltechnischen Systemen verarbeitet oder gespeichert werden können. Zum anderen bedeutet Digitalisierung auch die Nutzung und Transformation von sozialen Prozessen durch digitale Technologien und Innovationen, die das Zeitalter von Wissen und Kreativität prägen werden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Gymnasiums Markranstädt in Hinblick auf die Digitalisierung?

Herr Roschlau:

Ich wünsche mir einen sinnvollen Umgang mit diesem „großen Wort“. In vielen Fällen führt Digitalisierung – gerade, wenn man den ersten Definitionsansatz in den Vordergrund stellt – dazu, dass die Dinge nicht besser werden. Sie sind eben nur digital – und dies unter Umständen mit hohem Aufwand. Das bringt unter Umständen wenig Fortschritt. Wir haben jetzt andere Möglichkeiten, können neue oder veränderte Prozesse erzeugen, Unterricht vielfältiger machen.
Wir müssen schauen, sowohl Lehrer als auch Schüler, an welcher Stelle ist es sinnvoll, digitale Medien einzusetzen. Oft ist es besser, auf Papier zu schreiben, zu zeichnen, um Dinge zu lernen, zu verstehen – sich besser einzuprägen.

Andererseits gibt uns die Technik neue Optionen zur kollaborativen Arbeit, zur schnellen Abfrage von Ergebnissen und Meinungen.
Vielleicht werden die Schüler in Zukunft alle ein digitales Endgerät im Unterricht verwenden. Dann könnte man diese Möglichkeiten noch besser ausschöpfen. Mit der Anschaffung der Taschenrechner sei die Situation sehr ähnlich gewesen: Die Schüler konnten, falls das gewünscht war, schneller rechnen, sich dadurch mit komplexere Aufgaben auseindersetzen.

So wünsche ich uns auch hier, dass man das Vorhandene nicht vergisst und die Technik als einen Fortschritt wahrnimmt.

Frau Goldammer:

Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich für das Interview und freue mich auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters.

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